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Große Liebe in vielen Facetten

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Autorin
Ellen Kiesow
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Weiße Hochzeit per Fahrrad im Schnee!

Stand: Mai 2017

Mit dem Slogan „Am Wandlitzsee muss Liebe blühn“, machte die Gemeinde in den 1930-er Jahren auf sich aufmerksam. War das wirklich so? Das will eine Wandlitzerin jetzt herausfinden und wagt den Blick „in die Schlafzimmer“.

Ellen Kiesow, vielen aus der örtlichen Sparkasse als immer nette Mitarbeiterin bekannt, hat sich vorgenommen, hinter die Kulissen zu blicken. „Große Liebe“ soll Wandlitz in die westdeutsche Partnerstadt Gladbeck tragen.

Fahrrad und Brautkleid
Man kann sich vorstellen, dass die öko-bewussten Wessis sich die Augen gleich mehrmals reiben werden, wenn sie auf das Hochzeitsbild von Ehepaar Bärbel Willaschek und Gerhard Willaschek stoßen. Da scheinen Braut und Bräutigam die Idee von der „Hochzeit in Weiß“ allzu wörtlich genommen zu haben! Sie posieren mit langem Kleid und Anzug im tiefen Schnee, mit dem Fahrrad als Hochzeitskutsche. Damit könnten sie sofort als „grüne Pioniere“ überzeugen. Nur, „diese Beförderung fürs Brautpaar war weniger der Wunsch, sondern der letzte Ausweg, nachdem die bestellte Hochzeitsdroschke ausgeblieben war“, schmunzelt Ellen Kiesow über dieses wunder-bare Foto.

Sexy auf der Schwalbe
Sie stellt gerade im Verbund mit der Geschichtswerkstatt und mit Kulturamtsleiterin Dr. Claudia Schmid-Rathjen eine Ausstellung zum Thema „Große Liebe“ zusammen. Basis ist der Fundus vom Fotostudio Rudi Hahn, das sich nur wenige Häuser entfernt von Familie Kiesow befand. „Ich durfte das Archiv übernehmen und verwenden“, strahlt die Freizeit-Historikerin. Sie kam zur Leidenschaft um die Geschichte, „weil ich durch meine 40 Jahre in der Sparkasse viele Wandlitzer kenne“. Mit in die Ausstellung sollen „Freundschaftsbilder“ kommen. Kaum zu glauben, wie sexy man damals auf einer Schwalbe posieren konnte!

Persönliches Schicksal
Als erstes beschäftigte sie sich mit ihrer Bekannten Elfriede Jendreik und deren Mann Kurt Müller. „Die hatten einem russischen Soldaten geholfen, die Uniform zu verbrennen. Als dies bekannt wurde, kamen sie 1946 ins Lager Sachsenhausen. Als dieses aufgelöst wurde, kam sie ins Zuchthaus Hoheneck, er nach Bautzen“, fasst Ellen Kiesow zusammen. Als nächstes beschäftigte sie sich mit Liebe am und zum Wandlitzsee. Sie nahm die Geschichte von zwölf Betrieben, die es nicht mehr gibt, unter die Lupe, schrieb eine Chronik des Keglervereins, der von ihren Eltern Erika Polster und Alfred Polster gegründet worden war.

Wandlitz und Promis
Diese sorgten übrigens mit für den guten Ruf von Wandlitz. Sie hatten frühzeitig die Chance erkannt, dass der Ort mit seinem reizvollen See großen Anziehungscharakter hat. So kann Ellen Kiesow mit dem Gästebuch ihrer Familie auf eine ganze Reihe prominenter Besucher verweisen. Insbesondere Übernachtungsgäste aus Russland scheinen sich hier wohlgefühlt zu haben. So kann sie unter anderem auf den Schriftsteller Nicolai Sneffarew verweisen, der 1927 mit dem Buch „Das Verhängnis der Zarin“ für Aufmerksamkeit sorgte. Ebenfalls Wandlitz-Fan war Wladimir Alexandrowitsch Suchomlinow, der von 1909 bis 1915 Kriegsminister von Zar Nikolaus II. war. „Der Ex-Minister schrieb in Deutschland seine Memoiren“, so Ellen Kiesow. Ob die beiden zur Liebe in Wandlitz kamen, ist noch ungeklärt. Bei Suchomlinow ist es eher unwahrscheinlich, er starb 1926 mit 68 Jahren in Berlin.

Erstellt: 2017