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Zeitreise vom Nachkriegs-Deutschland bis zum Ende der DDR: Mit Puhdys-Gitarrist an der Werkbank

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Buchautor
Peter Liebehenschel
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Nackt und rebellisch

Stand: Mai 2023

Nackt unter Funktionären und mit einem der angesagtesten Stars an der Werkbank, so haben Basdorfs wohl prägendsten Politiker der Nach-DDR-Ära bisher wenige kennengelernt.

Peter Liebehenschel kann sich noch gut an die Zeit mit Puhdys-Gitarrist Dieter Birr erinnern. „Maschine“, wie er vielen Fans im Sinne ist, machte seinem späteren Namen bereits als Lehrling alle Ehre. Er drückte beim VEB WEFA in Treptow die Werkbank als angehender Feinschleifer.

Politiker mit Gitarre
„Ich war ein Lehrjahr unter ihm. Er spielte erst bei den ‚Luniks‘, später bei den ‚Sputniks‘. Dieter Birr war ein echtes Unikum. Von ihm sind mir noch viele Späße in Erinnerung. Er animierte mich zum Gitarrespielen“, verweist Peter Liebehenschel auf den frühen Beginn seiner eigenen musikalischen „Karriere“. Die hält bis heute an. Viele kennen ihn von Auftritten bei verschiedenen Gelegenheiten im Ort, so im Rahmen vom Brassens-Festival.

Intime Einblicke
Peter Liebehenschel hat sein Leben jetzt niedergeschrieben und gerade als Buch veröffentlicht. „Ich möchte, dass die Zeit vom Kriegsende bis zum Ende der DDR nachempfunden werden kann“, begründet er dies. „Seitlich der Linie“, wie er sein Erstlingswerk mehrdeutig betitelt, zeigt Seiten des Metallbau-Unternehmers und Nachwende-Bürgermeisters, die man bisher kaum an ihm kannte. Diese präsentiert er in einem kurzweiligen, spannenden Erzählstil. Das führt zu leichter Lesbarkeit. In unserer Zeit der allgemeinen Heimlichtuerei verblüfft er mit ungeschminkten Einblicken in manche intime Momente. So erfährt man, dass seine Mutter kein Kind von Traurigkeit war und er selbst eine große Affinität zu attraktiven Mädchen aus Sachsen besaß. Hatten die noch die Haare zur Hochfrisur gesteckt, war es vielfach um ihn geschehen.
Er spart dabei selbst tragische Ereignisse nicht aus. So leidet man als Leser mit, wenn er berichtet, wie er als 22-Jähriger Witwer geworden ist. Kurz nach der Hochzeit verlor er seine Ehefrau Uschi Liebehenschel, als diese mit nur 25 Jahren an Leukämie verstarb.

Kritik in der Sauna
Peter Liebehenschel gibt Einblick in den Spagat zwischen Glauben an den Sozialismus und der Realität in der DDR mit Versorgungsengpässen und engstirnigen Funktionären. Einige von diesen trifft er immer wieder, in Berlin-Buch. Die Gespräche finden nackt in der dort gerade eröffneten mondänen neuen Sauna im Waldhaus statt. Der heutige nördlichste Ortsteil von Berlin war ja „Außenstelle“ der Funktionärssiedlung am Pankower Majakowskiring und später der Waldsiedlung am Rande von Bernau. Hier war mit Regierungskrankenhaus, Klinik des „Ministeriums für Staatssicherheit“, kurz „MfS“, und „Akademie der Wissenschaften“ hochrangige Medizin angesiedelt. Für die weniger privilegierten DDR-Bürger gab es das Städtische Krankenhaus in dem weitläufigen parkähnlichen Areal, das nach den Plänen von Ludwig Hoffmann entstanden war.

Hochzeit in der Puszta
Das Buch von Peter Liebehenschel entführt zudem in die völlig märchenhafte Welt der ungarischen Puszta, wo die Hochzeit seiner Schwägerin stattfand.

Erfinder und Bürgermeister
Er zeigt an vielen Beispielen die Widersinnigkeit der DDR-Wirtschaft. Andererseits beweist er sich als findiger Erfinder, der es schaffte, nach der Wende einen florierenden Metallbaubetrieb aufzubauen. Er wurde 1990 Bürgermeister von Basdorf und prägt damit seit nunmehr 33 Jahren die Geschicke seiner Wahlheimat entscheidend mit. Damit ist er der dienstälteste Kommunalpolitiker der Großgemeinde Wandlitz. Nun hat er sich als überaus lesenswerter Autor bewiesen!

Erstellt: 2023