Künstlerin | |
Jutta Flemming | |
Telefon: | 03 33 97/6 86 70 |
Website: | www.juloflemming.de |
Malen als Lebensmittel
Stand: April 2016
Bilder mit der Kraft des Surrealismus treten in Kontrast mit der Auflösung der Formen, wie man sie aus der klassischen Moderne kennt. Dann wieder gibt es ganz naturalistische Motive!
Es ist erstaunlich, mit welcher stilistischen Vielfalt die Wandlitzer Künstlerin Jutta Flemming ihre oftmals traumatischen Gefühle in eine Kunstwelt aus Farbe und Leinwand verwandelt. Mal fühlt man sich an Salvador Dali, dann wieder an Pablo Picasso oder Paul Klee erinnert. „Malen ist für mich ein Lebensmittel. Ich bin oft nervös und überreizt. Wenn dies alles auf die Leinwand strömt, dann geht es mir besser“, gibt die 71-jährige erstaunlich jung wirkende Wandlitzerin Einblick in die Triebfeder ihrer Kunst.
Kohle und Liebe
Mit dem Griff zur Farbe wollte sie der schmutzig grau-schwarzen Welt der Braunkohlegrube in der Niederlausitz entgegenwirken. Dort war sie kurze Zeit zur Ferienarbeit in der Brikettfabrik tätig. Der Dreck und der Schichtdienst hatten auf sie eine lebenslänglich schockierende Wirkung. „Ich wusste, hier wollte ich niemals arbeiten. Da ich immer schon gerne gezeichnet habe, bewarb ich mich für ein Studium als Illustratorin. Stattdessen wurde mir vorgeschlagen, Zeichenlehrerin zu werden, da es dafür einen großen Mangel gab“, erinnert sie sich zurück. Allerdings, es gab in der Brikettfabrik durchaus schöne Erlebnisse. So kam sie bei einem Betriebsfest mit dem jungen Ingenieur Lothar Flemming aus dem nahen Weißwasser in Kontakt, mit bald sichtbaren Folgen: „Ich bekam während des Studiums meinen Sohn. Es war sehr anstrengend, beides miteinander zu verbinden.“
Kunst ohne Zwang
Lothar Flemming zog es beruflich nach Berlin, wo sich die Familie bald niederließ. Die damals verhinderte Künstlerin, die sich als Zeichenlehrerin in der Schule unwohl fühlte, weil sie die Kinder nicht zur Kunst zwingen wollte, bekam eine Anstellung in einem Jugendfreizeithaus in Friedrichshain, wo sie unter anderem mehrere Zeichenzirkel leitete. „Dies machte mir viel Spaß, denn die jungen Talente, die herkamen, taten es ja im Gegensatz zur Schule freiwillig. Sie waren mit viel Freude dabei.“
Eigenes Atelier
Kaum zu glauben, dass Jutta Flemming erst im Ruhestand vor gut zehn Jahren dazu kam, im Eigenheim in Wandlitz ihr eigenes Atelier einzurichten. Seitdem sprüht sie vor Schaffenskraft und lässt in ihrer bunten Welt nicht mal die Schwangerschaft der Tochter aus. Egal ob Urlaub oder nächtlicher Traum, alles was die Psyche berührt, kommt auf die Leinwand. Wer die Unterschiedlichkeit der kraftvollen Bilder, die überall im Haus aufgehängt sind, genießt, kann ermessen, welch starkes Gefühlsleben dahinter steckt! Dies überzeugte bei Ausstellungen wie im Bahnhof Wandlitzsee, im Schloss Biesdorf und in Leipzig.
Lyrik und Bilder
Ehemann Lothar Flemming, heute 77, war lange Mitarbeiter im Wirtschaftsministerium. Nun verwirklicht er sich als Lyriker. Sein liebevoll mit Illustrationen von Jutta Flemming ausgestattetes Buch erschien in einer Mini-Auflage von zehn Exemplaren. Es ist längst vergriffen und damit eine Rarität! Jetzt ist eine erweiterte Neuauflage in Arbeit.
Provokante Sinnlichkeit
Das Ehepaar Flemming kann sich darüber freuen, dass die Kinder ihre Ader für Kunst mitbekommen haben. Tochter Dörthe Flemming konnte eine Karriere als Mezzosopranistin starten. Sie hatte Engagements am Volkstheater Rostock. Danach gründete sie „Bacio di Tosca“, wo auf sehr spannende Weise Klassik, deutsches Kunstlied und Dark-Wave-Elemente zu einem neuen Gesamtkunstwerk verbunden werden. Seit 2012 gibt es als Ergänzung „Bacio di Tosca TV“. Gerade soeben wurde das Video „Liebe“ ausgezeichnet. Dörthe Flemming setzt dort für die Kamera den „anrüchigen Text“ des 1928 gestorbenen Spätromantikers Felix Dörmann um. Andererseits findet man „Tribute to Nirvana“. Um die Bandbreite noch weiter zu spannen, nahm sie mit der Gruppe „Orion’s Reign“ in deutsch-griechischer Zusammenarbeit eine Heavy Metal-Fassung der offiziellen Champions League Hymne auf! Man findet Dörthe Flemming mit ihrem immer spannenden TV-Sender unter „www.bacio-di-tosca.tv“!
Auf den Spuren der Digedags
Sohn Hagen Flemming ist hingegen bekannter Comiczeichner, der gerade eine Heftserie herausgibt: „Die Virtonauten von Remory“. Dabei geht es um die Rückreise von der Zukunft in die Antike. Drei Kinder, die auf dem Mars leben, weil die Erde nicht mehr bewohnbar ist, reisen zurück in vergangene Epochen wie das alte Ägypten. Das Rüstzeug fürs erfolgreiche Eintauchen in die Comic-Welt hatte Hagen Flemming im Mosaik-Verlag erlernt, wo er auf seine Jugendidole, die Digedags, traf. Zudem ist er gefragter Fotograf. Man findet ihn im Internet unter „www.hagen-flemming.de“. Beim „Tag des offenen Ateliers“ trifft man in Wandlitz im Hause Flemming also auf ganz unterschiedliche Kunst, zudem Jutta Flemming „ganz nebenbei“ noch spannende Plastiken aus Keramik schafft.