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Aus dem Klassenzimmer zu WM-Gold

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Ruderin
Friederike Müller
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Größe, die zählt!

Stand: Mai 2017

Ein wenig Größe kann der Beginn einer wunderbaren Karriere sein! Eine kleine Wandlitzerin überragte als Kind die Klassenkameraden derart markant, dass die Talentsucher des deutschen Spitzensports auf sie aufmerksam wurden.

Obwohl Friederike Müller mit Sport gar nichts am Hut hatte, wurde sie aus dem Klassenzimmer der Grundschule Wandlitz als deutsche Hoffnung engagiert. „Zu meiner totalen Verwunderung wurde ich an die Sportschule in Potsdam eingeladen. Dort wurde ich zusammen mit anderen Mädchen auf Beweglichkeit getestet, wurde ärztlich untersucht und dazu eingeladen, in Potsdam zu übernachten. Schließlich ist es für eine Elfjährige ungewöhnlich, plötzlich von den Eltern getrennt zu sein. Als nächstes ging es in ein Boot, wo ich Mühe hatte, in dem schmalen wackeligen Teil nicht umzukippen“, erinnert sich die hübsche Wandlitzerin, die gerade 18 Jahre alt geworden ist, an ihren Karrierestart.

Zweimal Gold
Heute kann sie strahlen, denn sie schaffte es, im Junioren-Vierer ganz an die Spitze zu kommen. Erst gewann sie Gold für ihr Land bei den Europameisterschaften, schließlich sogar die Weltmeisterschaften! „Dies gelang uns in einer Bootsklasse, wo Deutschland lange Jahre keinen Erfolg hatte!“ Für Friederike Müller ging damit ein Traum in Erfüllung, den andere für sie vorzeichneten, an den sie aber zeitweise den Glauben verloren hatte. „Als ich in der U17 fuhr, gab es eine Enttäuschung nach der anderen. Erst verpeilten wir Bronze mit einem Rückstand von gerade mal einer hundertstel Sekunde. Dann wurde uns ein Materialfehler im Boot im letzten Moment zum Verhängnis. Ich war damals so verzweifelt, dass ich oft daran dachte, aufzuhören“, lässt sie sich in ihr Inneres sehen. „Die Trainer erkannten das Problem. Ich wurde von Psychologen unterstützt. Ausschlaggebend war aber der Zuspruch meiner Eltern, insbesondere meines Vaters“, so Friederike Müller weiter.

Eltern als Stütze
Dabei waren Mutter Anke Müller, die hauptberuflich in der Ordnungsverwaltung der Gemeinde Wandlitz tätig ist und Vater Helge Müller erst wenig begeistert, dass ihnen ihr Nesthäkchen im zarten Alter von elf Jahren „weggenommen“ werden sollte. „Durch den Wechsel auf die Sportschule war klar, dass wir Friederike nur noch an den Wochenenden bei uns haben werden“, so die Eltern. Heute allerdings sind sie froh, diesen Schritt getan zu haben, denn wer kann schon sagen, eine Weltmeisterin zu Hause zu haben? Deshalb macht die Familie viel, um ihre Tochter zu unterstützen: „Zumindest ein Elternteil ist immer bei den Wettbewerben dabei. Das gibt mir viel Kraft“, betont Friederike Müller, wie wichtig ihr diese Unterstützung ist. „Für meinen Chef ist das oft nicht einfach, schließlich bin ich im Gerüstbau tätig, wo es immer um Einhaltung von Terminen geht“, schildert Helge Müller.

Hartes Training
Der neue Ruderstar von Wandlitz macht keinen Hehl daraus, dass Erfolg im Sport hart erarbeitet werden muss. „Das größte Problem ist, die Motivation aufrecht zu erhalten. Gerade beim Rudern übt man eine sehr überschaubare Zahl von Bewegungen. Ich habe sechs Stunden am Tag Training, gehe dazwischen aufs Sportgymnasium. Sogar am Samstag sitze ich im Boot, an den Wochenenden geht es dann zu den Wettkämpfen. Zeit für Freizeit bleibt gar keine. Wenn ich endlich mal zuhause in Wandlitz bin, schlafe ich mich erst mal gründlich aus“, macht Friederike Müller den Fans zuhause wenig Hoffnung, sie zu treffen.

Liebe im Boot
Zudem teilt das Goldmädchen aus dem Barnim neuerdings ihre wenige Freizeit zwischen Wandlitz und Rostock auf. Dort ist ihr Freund, der gleichaltrige Spitzenruderer Leon Münch beheimatet. Dabei verbindet die beiden noch mehr als der gemeinsame Sport: „Wir sind sogar in der gleichen Bootsklasse unterwegs!“ Erfreulicherweise ist Friederike Müller, die von sich sagt, seit ihrer „Entdeckung“ in der Grundschule als Elfjährige gerade mal weitere vier Zentimeter an Größe zugelegt zu haben, der Erfolg keineswegs zu Kopfe gestiegen.

Graues Mäuschen
Sie muss sich sichtlich erst an den plötzlich entbrausten Rummel um sie als Teil einer Weltmeister-Mannschaft gewöhnen: „Ich bin eigentlich das kleine graue Mäuschen, das sich am liebsten unsichtbar macht“, meint die überaus attraktive Jugendliche, die 2016 als Brandenburgs „Nachwuchssportlerin des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Auf eine Art kann sie ihren Sport immerhin genießen: „Ich verliere dabei soviele Kalorien, dass ich Probleme habe, mir diese wieder anzufuttern. Deshalb kann ich mit gutem Gewissen so ungesunde Dinge wie Kuchen oder Aufläufe mit Gnocchi genießen. Ich wiege 67 Kilogramm und schaffe es einfach nicht, dieses Gewicht höher zu bekommen!“

Erstellt: 2017